Allerfeinster Musikgenuss
von Christian Herrmann (Kommentare: 0)
Blasorchester bot ein ausgezeichnetes Weihnachtskonzert
Von Manfred Görgens
DABRINGHAUSEN Eltern geht das Herz auf, wenn der Nachwuchs erstmals auf der Bühne steht. Gleich 29 Grundschüler aus Dabringhausen und Dhünn hat der Musiker Ralf von Tegelen seit September unter seiner Obhut und lehrt sie, welches Leben in Instrumenten steckt.
Dass auch nach so kurzer Zeit schon ein kleines Blaskonzert gegeben werden kann, erstaunte die Besucher der voll besetzten Mehrzweckhalle Dabringhausen, in der am Samstag die traditionelle Weihnachtsgala stattfand.
Ein bisschen schräg und gut dazu angetan, die Milch sauer werden zu lassen, so war der Einstieg dieser Bläser-AG. Doch das Schöne lässt nicht allzu lange auf sich warten. Wer es über die Jahre verfolgt hat, der erlebte den Quantensprung schon beim Schüler- und Jugendorchester, das unter Leitung Ralf von Tegelens bereits grandiose, mitreißende Musik darbot, darunter ein jazziges Medley. Crescendi und atonale Windungen gelangen so prächtig, dass einem die Musik fast wörtlich unter die Haut fuhr.
Schon das Weihnachtskonzert des Vorjahres hat Zeichen gesetzt, doch gelang 2009 ein noch prachtvollerer Coup. Einzig fraglich bleibt, ob Reinhold Felthaus, Leiter des Blasorchesters Dabringhausen, noch den Nerv der Zeit trifft, wenn er Märsche intonieren lässt.
Lübberts "Helenenmarsch" und Alfords "Army of he Nile" standen jedenfalls wie Fremdkörper im Raum, auch wenn ältere Herrschaften noch gedankenverloren an den militärischen Rhythmen klebten.
Schade, denn das Blasorchester hat ein deutlich höheres Potential, bewiesen etwa mit Rossinis Ouvertüre zur Oper "Wilhelm Tell".
Zwei Highlights des Abends ließen obendrein vermuten, dass im Dunstkreis des Orchesters allerfeinste Kunst gedeiht. Erster Kraftmeier des Abends war eine symphonische Suite, die Nino Rota für Fellinis Film "La Strada" schrieb, ein Meilenstein der Filmmusikgeschichte mit herzzerreißenden Passagen, die das Blasorchester mit großer Überzeugungskraft meisterte.
Der zweite Glanzpunkt kam sogar humorvoll daher, ohne nur annähernd albern zu wirken. Den Einstieg lieferte Roland Pütz in der ersten Halbzeit mit "Alpträumen". Dass sich so eine rasende Polka auf einem sperrigen Instrument wie dem Alphorn überhaupt spielen lässt, wollte einem gar nicht recht einleuchten.
Nach der Pause gaben die "Bergischen Schweizer", deren bergischer Bergführer Roland Pütz ist, einen Nachschlag, der sich gewaschen hatte. Ein Alphorn-Glissando ist nun mal kein Kind von schlechten Eltern und in jedem Fall eines: die Krone aller Gebirgsfanfaren.
Ein herrlicher Abend, der nur noch den Wunsch nach weiteren Konzerten dieses Kalibers offen ließ.
Quelle:
Wermelskirchner Generalanzeiger
Datum: Montag, den 7. Dezember 2009
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